Folge 2

HISTORISCHE ARMEE-MÄRSCHE
FOLGE 2

ANMERKUNGEN ZU DEN MÄRSCHEN DIESER CD
Von Joachim Toeche-Mittler

AM I/5 MARSCH von Anton Dörfeldt
Was für ein herrlicher Einsatz, die ersten vier Takte! Mit solchem Anfang ist alles Schöne geweckt. Stets aufs Neue begeistert Dörfeldt. Dies ist kein Anfgriffsmarsch; denn als Dörfeldt Anfang des 19. Jahrhunderts wirkte und komponierte, gab es keine Kämpfe mehr in geschlossenen Bataillons-Karrées. Es ist ein langsamer, feierlicher Parademarsch, in dem viel Festliches verarbeitet und herauszuhören ist. Vorbildlich ist der Rhythmus, einheitlich der Charakter des Stückes von Anfang bis Ende und führend natürlich Dörfeldts geliebte Klarinette. Das preußische Infanterie-Regiment Nr. 162 in Lübeck präsentierte unter diesen Klängen bis 1918. So eng war unsere Verbindung noch nach hundert Jahren, und so schön der Präsentiermarsch eines unserer hanseatischen Infanterie-Regimenter vor dem ersten Weltkrieg. Florenz Clausnitzer war der Musikmeister, durch 30 Jahre als solcher aktiv und stadtbekannt in Lübeck.

AM I/26 RUSSISCHER MARSCH

Gleich noch ein weiteres, schönes Stück dieser Art für den langsamen Schritt hören wir. Es ist slawisch-russischer Prägung und Farbe und hat sich ebenfalls in Preußen gehalten. Das Masurische Infanterie-Regiment Nr. 146 in Allenstein (Ostpreißen) präsentierte mit diesem Armeemarsch bis zum ersten Weltkrieg.

AM II/21 MARSCH von Anton Dörfeldt
In der kaiserlich russischen Armeemarsch-Sammlung hat das Stück die Nr. 37. Es ist ein späteres Werk, aus der Zeit der Befreiungskriege 1813/14 oder danach. Wir finden hier eingestreut die damals in Russland üblich gewordenen Moll-Klänge von Leid und Elend, das Napoleons Kriegszüge über die Menschen in Europa gebracht hatte. Unverändert ist ein Dörfeldt-Marsch gekonnt und sauber verarbeitet, wundervoll harmonisiert, dazu hübsch und melodienreich, doch nicht mehr so froh wie sonst.

AM I/1d DER RHEINSTRÖMER
Im Polnischen Thronfolgekrieg musste Preußen 1734/35 Truppen gegen Frankreich zum Oberrhein (Raum Mainz – Kehl) stellen. Es schickte das Goltz’sche Regiment aus Magdeburg, das man seitdem „die Rheinströmer“ nannte, ebenso ihren schon dort gespielten Regimentsmarsch. Nach den Befreiungskriegen 1813/15 führte das in Koblenz – Trier stationierte Infanterie-Regiment Nr. 29 den Marsch zum Präsentieren, 1841 wurde er Armeemarsch, 1847 vom König offiziell dem Regiment bestimmt und dies 1913 mit Cabinetsordre erneuert. Auch das 1860 am Rhein in Koblenz aufgestellte Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4, die Augustaner, präsentierten mit dem Rheinströmer bis zuletzt (1918), desgleichen die in Karlsruhe gelegenen Leib-Grenadiere 109, von denen ihn das I. Bataillon des Infanterie-Regiments 14 als Traditionstruppenteil in der Reichswehr weiterspielte. In der Luftwaffe ab 1935 war das Stück Präsentiermarsch aller Flakeinheiten. Der wertvolle Rheinströmer ist einer der ältesten preußischen Märsche und nie außer Gebrauch gekommen, bis heute nicht. Die hier gespielte Fassung ist von 1841.

AM II/23 MARSCH des Fanagorijski Grenadier Regiments
Der Titel ist irreführend. Es ist kein Soldaten-Marsch, weder für ein Regiment geschrieben, noch durch Gewohnheit zu einem Regimentsmarsch geworden. Die flotten, lustigen Themen entstammen einer Oper oder einem Ballett, bei dem sie aber wohl schneller und richtiger erklangen. Hier sind sie dem langsameren Schritt eines Marsches angepasst und in Ermangelung einer näheren Bezeichnung auf das Regiment bezogen, bei dem man sie hörte. Das Regiment war 1790 errichtet, im Militärbezirk Smolensk stationiert, gegen Napoleon im Einsatz gewesen und 1815 bei der Siegesparade in Vertus (Paris) von den Brüdern des Zaren, den jugendlichen Großfürsten Nikolaus und Michael angeführt worden.

AM III/1f PARADEMARSCH von Johann Heinrich Krause
Dieses großartige Stück und sein Komponist waren Anlass, dass König Friedrich Wilhelm III. von Preußen Im Jahre 1824 seine Armeemärsche um eine „III. Sammlung für die berittenen Truppen“ erweiterte. Als erster Kavalleriemarsch mit Ventiltrompeten erhielt er die Nummer III, 1, was jedoch 1841 durch Davorsetzen älterer Märsche in III, 1f geändert wurde. Zum Mitblasen der Signaltrompeten steht das ganze Stück, also auch das Trio in deren Tonart. Das Regiment Garde du Corps übernahm den Marsch sofort als den ihren und blies ihn durch 75 Jahre. Andere Trompeterkorps bliesen ihn als Regimentsmarsch bis zum zweiten Weltkrieg. Krause war Trompeter im Waldhornisten-Chor des Garde-Jäger-Bataillons zu Potsdam gewesen, und ab 1821 Solo-Trompeter an der Berliner Oper. Dort saß er 1824/25 im Orchester mit dem jungen Posaunisten Wieprecht und schuf die Grundlage für unsere Trompetenmusik. Krause und Wieprecht sind ihre Schöpfer. Wir sollten den Klang unserer Trompetenmusik, die im zweiten Weltkrieg endete, weiterpflegen, wie es in Italien die Bersaglieri tun.

AM I/1f MARSCH (1756) von König Friedrich II. von Preußen
Friedrich der Große (1712 – 1786) war Schüler des berühmten Flötenvirtuosen und Flötenkomponisten Quantz und ist noch heute anerkannt als Komponist und Flötist. Märsche für seine Soldaten schrieb er nur drei: den Marsch in Es (AM I,1), den Mollwitzer (AM I,1e) und diesen, der im Oktober 1756 in Lobositz in Böhmen an der Elbe (60 km südsüdostwärts Dresdens) entstand. Die Begleitstimmen ließ er meist andere schreiben. Das Arrangement, das wir hier hören, ist von 1841, als das Stück Armeemarsch wurde; wahrscheinlich ist es von Wieprecht. Die Entstehung des Marsches um die Mitte des 18. Jahrhunderts ist jedoch unverkennbar durch die Melodieführung, durch das langsame Tempo und das noch fehlende Trio.

AM II/11 MARSCH aus dem Ballett „Les Amours de Vénus“ von André Campra
Genau denselben Titel mit genau demselben 1. und 2. Teil kennen wir schon aus der Folge 1 dieser CD-Serie, allerdings als langsamen AM I, 4. Die Soldaten brauchten jedoch zu Anfang des 19. Jahrhunderts Stücke zum Marschieren auf der Landstraße. Also machte man ganz einfach aus den beliebten, gängigen Melodien einen Geschwindmarsch. Mit entsprechendem Arrangement lässt sich alles erreichen! Der Klang ist schön voll, der Rhythmus fest und fröhlich. Nur: der vom Komponisten seinen Melodien zugedachte Charakter geht bei starker Tempo-Änderung verloren. Die Uraufführung des Balletts war vor hundert Jahren (1712) gewesen.

AM III/4 TRABMARSCH von Gasparo Spontini
Nur ein Trabmarsch, aber – mit Inhalt (an Musik) und Verständnis (fürs Reiten), ein echter Spontini! Spontini (1774 – 1851) war 22 Jahre lang (1820 – 1842) der große Mann in Berlin. König Friedrich Wilhelm III. hatte in Paris nach dem siegreichen Einzug an Spontinis Opern, an Spontinis Können Gefallen gefunden und ihn, den Italiener, gegen mancherlei Widerstand als Generalmusikdirektor nach Berlin geholt. Spontinis Musik sprach an. Aus Themen seiner drei Opern (Vestalin, Cortez, Alcidor) haben wir allein acht Armeemärsche! Und er selbst schrieb für seinen preußischen König diesen Trabmarsch, den ersten Trabmarsch, der in die soeben (1824) begonnene Sammlung III für berittene Truppen kam.

AM I/25 RUSSISCHER MARSCH
Ein russischer Kavalleriemarsch, kunstvoll aufgebaut, schön harmonisiert und mit Liebe gestaltet. Solche Komposition ist nicht zum Marschieren, sondern ein Vortragsstück. Leider wurde versäumt, den Namen des Komponisten auf der Partitur zu vermerken, als wir sie 1817 aus Russland übernahmen. Dieser Aufstellungsmarsch und Parademarsch im Schritt für berittene Truppen ist noch in Sammlung 1 notiert, da unsere Sammlung III (für Kavallerie) erst sieben Jahre später (1824) beginnt.

AM II/18 MARSCH von Catterino Cavos, arrang. von Anton Dörfeldt
Mit solcher Musik hatte der damals ca. 35jährige, in St. Petersburg lebende Italiener Cavos (1775 – 1840) die Russen in der Hand! Das ist leichte Musik, das ist Entspannung, das ist Unterhaltung, das ist Frohsinn! Das erfasst die Leute! Das kommt an! Cavos hatte ein Gespür dafür. Sicher ist das Stück noch schneller, noch frischer geschrieben und erst im Arrangement von Dörfeldt auf das Schrittmaß der Soldaten heruntergenommen worden.

AM III/2 LANGSAMER MARSCH von Eduard Hayn
Die Seite beschließt ein Marsch von Eduard Hayn, dem Stabstrompeter der Garde-Husaren in Potsdam von 1818 bis 1825. Wir kennen den Komponisten schon aus zwei Galopp-Märschen in der Folge 1 dieser CD-Serie. Hier erleben wir seinen Kavalleriemarsch für Paraden oder auf dem Marsch aus dem Jahre 1824. Mit dem neuen Instrumentarium gibt er den Ventiltrompeten Melodie und Harmonie, während die Fanfaren ablösend selbständig Signale blasen oder das Klangbild überlagern und so dem Ganzen ihren Rhythmus geben. Das Stück steht also von Anfang bis Ende (erster Teil, zweiter Teil, Trio) in Es-Dur, der Tonart der Signaltrompeten. Bis in den ersten Weltkrieg wurde es als Regimentsmarsch geblasen, und es stand noch 1839 in allen Notenbüchern der Trompeterkorps.
AM III/22 ACHT SIGNALE zum Einrücken ins Lager und Abbringen der Standarten
Im Jahre 1837 konnte Wilhelm Wieprecht seinen König veranlassen, hier statt eines Armeemarsches bekannte, typische Signale festzuhalten, die preußische Regimenter im 18. Jahrhundert als Regimentsmärsche geblasen hatten, nämlich
1 das Regiment der Gardes di Corps
2 das Regiment Gens d’Armes
3 und 4 das Leib-Regiment zu Pferde
5 und 6 die Leib-Carabiniers
7 die Backhoff-Kürassiere
8 die Königin-Dragoner.
Alle Stücke sind kurz, meist zweiteilig zu je acht Takten, gesetzt für drei Trompeten und ein Paar Pauken. Nach Einführung von Ventilinstrumenten ab 1824 hatten sie ihre Existenz verloren, hielten sich jedoch als festliche Rufe, als Fanfarenstücke beim Einrücken ins Lager und beim Abbringen der Standarten, auch für noch fehlende Trabmärsche, zumal bei den Nachfolge-Formationen obiger Regimenter. Bis 1939 blieb nur das 1. Stück als „Preußische Standartenfanfare“ im Gebrauch, also durch fast 200 Jahre!

AM I/20 MARSCH von Catterino Cavos
Der Komponist beherrschte, wie wir wissen, zu Anfang des 19. Jahrhunderts das Musikleben in der Zaren-Residenz St. Petersburg. Hier haben wir von ihm einen Kavalleriemarsch, den später Theodor Kewitsch für Blechmusik bearbeitete. Kewitsch war um 1854 Posaunist im Infanterie-Regiment 21 zu Bromberg (Provinz Posen) gewesen. Das ab 1899 ebenfalls in Bromberg gelegene Feldartillerie-Regiment 53 blies nun das alte Stück als seinen Aufstellungsmarsch (Präsentiermarsch) bis zuletzt (bis 1918): Wir hören die einstige Fassung von 1816.

AM II/15 MARSCH von Anton Dörfeldt
Wir wissen schon: dieser Komponist ist unerschöpflich, unschlagbar, unverwüstlich, in seinen Melodien, im Aufbau, in der Harmonie, im Rhythmus. Sonnig, heiter, schwingend läuft der Marsch gleichsam von alleine und wir mit ihm. Prima die Trompete, führend die geliebte Klarinette. Dieser junge Deutsch-Böhme aus Prag macht wahrlich seiner Herkunft alle Ehre, und Kaiser Alexander I. von Russland hat den rechten Mann mit der Führung seiner Militärmusik betraut.

AM III/8 TRABMARSCH von Andreas Winzer
Die Familien „Winzer“ lebten in Schlesien. Andreas Winzer war von 1700 bis 1810 Stadtmusikus in Strehlen (35 km südlich von Breslau). 1804 erschien von ihm für Trompetenmusik eine „Anweisung zur Ausführung und Verbesserung der Feldstücke“. Sein Trabmarsch wurde 1825 durch königliche Verfügung zum Armeemarsch bestimmt. In dieser alten Fassung hören wir ihn. Das Niederschlesische Feldartillerie-Regiment Nr. 5 in Sprottau blies ihn bis zum ersten Weltkrieg auf Paraden im Trabe. Das kurze Stück ist typisch für die erste Zeit nach Einführung von Ventiltrompeten bei berittenen Truppen.

AM II/13 MARSCH von Catterino Cavos, arrang. von Anton Dörfeldt
Die Handschrift kennen wir! So wie er vor 170 Jahren die Menschen in St. Petersburg begeisterte, erfreuen seine lieblichen Melodien auch uns. Als Armeemarsch konnte sich freilich solche Komposition nicht halten; die Marschmusik für die Landstraße nahm eine andere Entwicklung.

AM II/5 PARADEMARSCH von Johann Heinrich Krause
Dieser Trompeten-Komponist ist über Kritik erhaben. Doch sollte der interessierte Hörer folgendes wissen: die Kavallerie hatte im vorigen Jahrhundert Bläser von einer Art und Qualität, die es heute nicht mehr gibt. Sie hatte ein Instrumentarium an Kornetts, Kornettinos, Alt-Trompeten, Fanfaren und dazu in einer Anzahl, die wir heute ebenfalls nicht mehr haben. Außerdem standen die Signaltrompeten und somit alle Stücke in der strahlenden Tonart Es-Dur! Dagegen fehlten den Trompeterkorps von 1825, welche Fassung wir hier hören, noch die Mittelstimmen, die wir in unserem Klangbild heute gewohnt sind. Erst mit Einführung von Tenorhörnern, Bariton, sowie ab 1835 von Tuben bekam die Reitermusik jene strömende Harmonie, die unsere Bevölkerung an diesem Marsch und vielen anderen liebte. Der Komponist folgte im Jahre 1825 einer Einladung nach St. Petersburg als Direktor der (nur in Russland bekannten) Hornmusk-Chöre. Dort starb er bereits 1827.

AM I/22 MARSCH der russischen Leib-Garde Artillerie zu Fuß
Ein langsamer Marsch von gewaltigem Rhythmus mit kraftvollen Posaunen eröffnet die Seite. Komponiert in der Mitte des 18. Jahrhunderts, hat er noch kein Trio, auch noch nicht die später übliche, achttaktige Gliederung. Dieses alte, prachtvolle, russische Stück mit seiner lustig aufgeräumten Melodie ist uns nicht fremd; denn zur Zeit Peters des Großen (um 1720) und des Alten Fritz (um 1770) war das russische und das preußische Militär einander angenähert und ähnlich. Besonders Preußens Militärmusik hatte in Russland guten Ruf. Artillerie marschierte damals zu Fuß, nur die Geschütze wurden von Pferden gezogen. Die russische Leib-Garde Artillerie war mit Musik auffallend glücklich ausgestattet.

AM II/16 MARSCH aus dem Ballett „Les Amours de Vénus“
von André Campra, arrang. Von Catterino Cavos
Zum dritten Mal dienen Themen aus diesem Ballett einem Armeemarsch. Nun hat sich der begnadete Cavos der Gestaltung angenommen. Entsprechend vollendet ist sie: kurz und einfach (zweiteilig, ohne Trio), dazu hübsch und ansprechend. Der einst weltweit bekannte französische Opernkomponist Campra (1660 – 1744) war freilich schon lange tot, aber sein Ballett hatte soeben erst (1813) in St. Petersburg eine großartige Neuinszenierung.

AM I/14 MARSCH des Kexholmski Grenadier Regiments Kaiser von Österreich
von Alexei Nikolajewitsch Titov
Anlässlich der Befreiung von französischer Gewaltherrschaft 1814/15 machten die verbündeten Österreicher, Preußen und Russen gegenseitig die befreundeten Monarchen zu Chefs, bzw. Inhabern ihrer besten Regimenter. In Russland erhielt Kaiser Franz I. von Österreich im Jahre 1814 die Ehrenstellung beim Kexholmski Grenadier Regiment, was dem Regiment manche Marsch-Widmungen einbrachte. Die Komposition des russischen Generalmajors Titov (1769 – 1827), einem damals bekannten Violonisten und Komponisten, ist prachtvoll in ihrer ruhigen, wohltuend ausgeschwungenen, festlichen Art.

AM II/17 MARSCH nach Motiven der Oper „Der Wasserträger“ von Luigi Cherubini
Wie ein lustiger Bauerntanz erfasst uns das Stück, und man spürt den großen Komponisten. Der in Italien (Florenz) geborene Cherubini (1760 – 1842) nahm ab 1786 seinen Hauptsitz in Paris, wo er die französische Revolution (1789) erlebte und mit Napoleon in gespanntem Verhältnis stand, sodass er erst nach dessen Verbannung Direktor des Pariser Konservatoriums wurde. Besonders Cherubinis Kirchen-Kompositionen reihten ihn unter die ersten Meister. Beethoven schätzte ihn hoch. Die Oper „Les deux Journées“ oder „Der Wasserträger“ war 1800 mit Erfolg erschienen; die frische, tiefgreifende Melodik hören wir selbst. Erstmalig erhielten wir hier einen Armeemarsch nach Opernmelodien.

AM I/19 RUSSISCHER MARSCH
Es folgt ein schlichtes, soldatisches und herrlich klangvolles Gebrauchsstück, ein langsamer Marsch aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. Tadellos ist der Aufbau (dreimal 8 Takte, das 3. Mal als Trio), scharf der Takt. Noch sind die Oboen stark und führend, weswegen unsere Militärmusiker Hoboisten heißen (bis 1918). Doch schon um 1800 ging die Melodieführung an die Klarinetten und bald darauf der Klang der Oboe an die kraftvolleren Flügelhörner der Trompeten-Familie, während der Oboe-Bläser nun bei Marschmusik das Glockenspiel schlagen wird. Hier aber ist noch die alte Besetzung. Man beachte den schönen Rhythmus.

AM III/20 FESTMARSCH zur Säkularfeier des Regiments Garde du Corps (1840)
von Wilhelm Wieprecht
Einst spielten Säkularfeiern (Jahrhundert-Feiern) eine große Rolle. Das hundertjährige Bestehen des am 26. Juni 1740 errichteten Regiments war Anlass zu diesem Marsch, zumal Wieprecht auf königlichen Befehl dieses Trompeterkorps vor elf Jahren (1829) monatelang musikalisch geschult hatte. Das Jubiläum fiel freilich ungünstig kurz nach dem Tode des Königs. Auch wurde das festliche Stück mit über 180 Takten Länge nicht Regimentsmarsch, andererseits als Widmung an ein Regiment nicht von anderen Truppen geblasen. Uns ist es wertvoll als unverändertes Original des 38jährigen Wieprecht.