Folge 1

HISTORISCHE ARMEE-MÄRSCHE
FOLGE 1

ANMERKUNGEN ZU DEN MÄRSCHEN DIESER CD
Von Joachim Toeche-Mittler

AM I/1g MARSCH von Anton Dörfeldt
Mit dem Marsch Nr. I/1 der einstigen russischen Armeemarsch-Sammlung beginnt die CD, die uns älteste Armeemärsche zu Gehör bringt. Auch die preußische Armeemarsch-Sammlung hatte das Stück als Nr. I/1, bis zum Jahre 1841 sieben altpreußische Märsche des 18. Jahrhunderts als Nummern 1 bis 1f davor gesetzt und die Nummer 1 in 1g abgeändert wurde.

Ein echter Dörfeldt, ein ganz herrliches Stück beginnt. Sicherlich ist es eine seiner ersten Marschkompositionen, daher mitsamt den Wiederholungen etwas länger, als man es später gewohnt ist. Auch ein Trio ist da, und alles aufgebaut auf der Klarinette, dem Instrument, das Dörfeldt einmalig schön beherrschte. Bei Dörfeldt folgt Melodie auf Melodie, alles ist verarbeitet und variiert, dies und jenes klingt an. Kurz: Dieser Mann macht schönste Musik!

AM II/1 MARSCH von Friedrich Satzenhofen
Wienerisch ist der Geschwindmarsch Nr. 1, also unser erster „Geschwindmarsch“ in der Armeemarsch-Sammlung. Als rhythmische Bewegungsmusik für Freilicht und Bühne offenbart er den grundlegenden Charakter von Märschen. Die Holzbläser, zumal die Klarinetten, jubilieren leicht und lustig. Trompeten ergänzen und schärfen den Takt. Der Komponist war um 1800 österreichischer Musikdirektor und Theaterkapellmeister in Graz bzw. in Wien, ehe er, dem Zug der damaligen Zeit folgend, seinen Wohnsitz ganz in St. Petersburg nahm.

AM I/2 MARSCH arrang. von Anton Dörfeldt
Solch melodisches Musizieren voll Variationen und Modulationen versetzt uns ins 18. Jahrhundert, in die Musik-Säle des Rokoko. Leicht und unbeschwert ist alles. Doch hat hier Dörfeldt, zuständig für die Militärmusik in St. Petersburg, daraus mit scharfer Taktbetonung einen Marsch gemacht, wie ihn der Zar fürs Exerzieren seiner Garde-Truppen brauchte.

AM III/6 GALOPP-FANFARE von Eduard Hayn
Niemand war berufener und geeigneter, einen Marsch für Paraden im Galopp zu schreiben, als ein Stabstrompeter. Eduard Hayn war von 1818 bis 1825 könglich preißischer Stabstrompeter beim Garde-Husaren-Regiment. Ursprünglich wurden diese kurzen Stücke nur mit Fanfaren geblasen, da die Trompeterkorps der Kavallerie bis in die Befreiungskriege 1813/15 keine anderen Instrumente hatten. Hier im Jahre 1825 wird der Klang bereits ergänzt, gefüllt durch inzwischen eingeführte Ventilblasinstrumente, was hinter dem Fanfarengeschmetter gut herauszuhören ist. Die 8 Takte des ersten Teils werden im zweiten thematisch fortgesetzt. Das 1899 in Bromberg (Provinz Posen) errichtete und dort stationierte Feldartillerie-Regiment Nr. 53 blies die Fanfare bis 1918 zum Parademarsch im Galopp.

AM II/2 PAUSENMARSCH
Dies ist der sogenannte „Pausenmarsch“ (nicht der AM II/8 ist es!). Ein süßes Stück! Elf Mal setzt es für 2 Schritte (= einen Takt) aus, ein musikalischer, marschmusikalischer Scherz! Wer daran nicht Spaß hat, hat es gewiss an der entzückenden Fassung und Melodie. Schön sind hier die gefälligen, 8taktigen Teile, und ein reizendes Trio hat das Stück auch noch. Der Komponist ist nicht bekannt; aber loben sollten wir die Russen und die Preußen, die beide dieses Stück in ihre Armeemarsch-Sammlung nahmen, die Russen als Nr. II/6. Man war dem Frohsinn und der Schönheit aufgeschlossen.

AM I/4 MARSCH aus dem Ballett „Les Amours de Vénus“
Dem Geschwindschritt folgt wieder ein langsamer Marsch, zutreffender gesagt: Ein Ballett-Marsch. Fast meint man, die Fußbewegungen der Tänzer zu sehen. Kurz und melodisch sind die beiden ersten Teile und voll Ballett-Melodien. Angefügt ist ein liebliches, achttaktiges Trio, dieses in derselben Tonart mit Rücksicht auf noch fehlende Ventiltrompeten. Ein gefälliges Arrangement hat aus dem Ballett-Thema einen Marsch gemacht, der den Regimentern zu ihren Übungen dienen konnte. Unser AM II/11 hat genau denselben Titel und als ersten Teil dasselbe Thema.

AM III/10 GALOPPMARSCH von Eduard Hayn
Schmetternd, schwungvoll und mit Stereo-Effekt wird die Seite beendet. Wieder ist es ein Galoppmarsch von dem Stabstrompeter Hayn aus Potsdam, ebenfalls aus dem Jahre 1825, aber offensichtlich eine Weiterentwicklung solcher Musik. Die achttaktige Gliederung ist jetzt konsequent durchgeführt mit einem achttaktigen ersten Teil, einem achttaktigen zweiten Teil und einem Trio, das aus zwei achttaktigen Teilen besteht, alles jeweils mit Wiederholung. Und wir haben im Zusammenspiel von Fanfaren (Signal-Trompeten) mit Blechblasinstrumenten nun den kraftvollen strahlenden Klang, wie ihn die Bevölkerung für die nächsten hundert Jahre bei allen berittenen Truppen gewohnt war und liebte.

AM I/13 MARSCH von Joseph Koslowsky
Ein prachtvoller, alter Parademarsch von gewaltigem Rhythmus eröffnet diese Seite. Einfach, kurz, klar, zweiteilig und ohne Trio. Nach perlendem Trompetensignal am Anfang folgen stampfend im einstigen langsamen Schrittmaß paradierend die Grenadiere und Musketiere Katharinas der Großen (regierte in Russland 1762 – 1796). Der Komponist Joseph Koslowsky, 1757 in Warschau geboren, war schon 18jährig als Musiklehrer tätig, nahm an den Türkenkriegen teil und wirkte seit 1796 als Staatsrat sowie Direktor der Hofballmusik in St. Petersburg, wo er 1831 starb. Seine vielseitigen Werke, besonders für Kirchenmusik und Kirchenchöre, waren populär.

AM II/3 RUSSISCHER MARSCH
Harmlos spielerisch läuft das Stück. Nach zwei Teilen in Dur geht es im dritten Teil in Moll und wechselt dann nach Dur, nach Moll und wieder von Dur nach Moll, wird immer schöner, immer ansprechender und endet – ohne ein Trio – fast großartig. Deutlich fällt auf, wie ein gekonntes Arrangement aus so sanftem Musizieren einen Rhythmus für den soldatischen Gebrauch holt, ohne die Grund-Konzeption zu verletzen.

AM I/6 MARSCH von Anton Dörfeldt
Ein herrliches Stück, vollendet in Melodie, Harmonie und Aufbau! Fest und bestimmt sind die ersten beiden Teile, lieblich-fröhlich das nachfolgende Trio. Diesen gelungenen Kavalleriemarsch mit seinen Trompeten-Einsätzen nahm sich die Garde á Cheval in St. Petersburg als Regimentsmarsch und blies ihn durch hundert Jahre bis zum Ersten Weltkrieg als den Ihren. Selbst nach dem Zweiten Weltkrieg erschien das Stück auf Langspielplatten. Solche Märsche, solche Komponisten sind unvergänglich.
Nicht verwechseln darf man das Stück mit dem „Marsch der Garde á Cheval“, den Johann Strauß (Sohn) als Opus 426 dem Kaiser Alexander III. von Russland 1886 widmete.

AM II/4 RUSSISCHER MARSCH
Russisch in der Färbung und vorbildlich im Aufbau sind acht Takte mit Wiederholung als erster Teil, acht Takte mit Wiederholung als zweiter Teil und acht Takte mit Wiederholung als Trio, letzteres in Moll. Zum Schluss wird da capo nochmals der erste und zweite Teil (ohne Wiederholungen) gebracht.
Das ist ein klarer Ablauf. Es wird sauber geblasen und im Trio ein schönes Moll gebunden, wie es russischen Märschen als Gefallenen-Ehrung damals eigen war.

AM I/8 MARSCH von F. Vogel
Ein frischer Jägermarsch für den langsamen Schritt! Die führenden Waldhörner erinnern uns an Webers Freischütz. Immer ist Jägermusik melodisch und harmonisch. Die gedehnte Länge entspricht dem Musizieren des 18. Jahrhunderts. Der Ablauf ist ansprechend und abwechslungsreich. So marschierten die Jäger-Bataillone während der Befreiungskriege 1813/15 durch die Ortschaften.

AM I/12 MARSCH von Georg Abraham Schneider
Es folgt ein Meister seines Fachs; Georg Abraham Schneider (1770 – 1839) war nicht nur ein excellenter Waldhornist und später (ab 1819) mit der Aufsicht über die Musik der Preußischen Garde betraut, er war vielmehr unentbehrlich als Hofkomponist. Bei allen damaligen Veranstaltungen war er tätig. Seinen Melodienreichtum sowie sein handwerkliches Können in Harmonie und Aufbau zeigt der Marsch. Er ist mustergültig!

AM III/23 CAVALLERIE-MARSCH (1839) von Ernst Frhr. von Dankelmann,
arrang. von Wilhelm Wieprecht
Als Abschluss hören Sie einen Kavalleriemarsch aus dem Jahre 1839. So wurde zur Parade im Schritt geblasen. Scharf, frisch, männlich schmettern Trompeten und Fanfaren. Nach verhaltenem Trio und groß angelegtem Übergang beginnt das Stück wieder von vorn, kraftvoll und fröhlich. Der Komponist (1805 – 1855) war damals Premier-Leutnant (Oberleutnant) und seit Jahren Adjutant des 1. Garde-Ulanen-Regiments in Potsdam, dort noch in der Kaserne am Luisenplatz Nr. 9 vor dem Brandenburger Tor. Der Marsch ist dem Prinzen Albrecht von Preußen (Vater) gewidmet. Jahrelang bliesen die Garde-Kürassiere in Berlin das Stück als Regimentsmarsch.
AM III/7 GALOPPMARSCH von Anton Dörfeldt
Auch die zweite CD beginnt mit einem Dörfeldt (1781 – 1829). 1825 kam das Stück zu uns und ist Dörfeldt’s einziges in Sammlung III. Nicht billige Gebrauchsmusik haben wir hier, sondern geforderte Kunst. In Achteln perlt die Melodie über einem schwebenden Piano aller übrigen Instrumente, ehe diese im 5. Takt in den Galopp-Rhythmus einfallen. Den acht Takten des ersten Teils folgen 16 Takte des zweiten Teils und nach kurzem, achttaktigen dritten Teil eine abschließende Coda. Bis in den Ersten Weltkrieg bliesen die preußischen Feldartillerie-Regimenter Nr. 54 (in Küstrin an der Oder) und Nr. 62 (in Oldenburg) das schöne Stück als ihren Galoppmarsch. Dann nahm im Jahre 1926 der Stabstrompeter Spiegelberg das nun schon hundertjährige kleine Stück in seine 3. Folge, die noch 1940 in den Händen aller deutschen Trompeter war.

AM I/3 MARSCH von Anton Dörfeldt
Mit solch einem Marsch will keiner marschieren; aber mit solch einem Marsch können Musiker glänzen. Das ist kein Gebrauchsmarsch, das ist ein Stück zum Lauschen. Diese, eine seiner ersten Marsch-Kompositionen gestaltet Dörfeldt aus Melodie und Harmonie, aus Festlichkeit und schillernden Läufen, aus dem Wechselspiel von Holzbläsern und Trompeten. Aufgebaut auf seiner geliebten Klarinette wird es ein Kunstwerk, losgelöst vom Verwendungszweck und allzu formaler Begrenzung. Es wird zu reinster Musik, in der seine Hoboisten technische Brillanz zeigen können. Eine groß angelegte, gekonnte Tonschöpfung im festen Rhythmus des langsamen Schritts.

AM II/6 MARSCH von Klopow
Ohne Auftakt wird begonnen. Die ersten drei Schritte betont jeweils ein Akkord, womit ein fester Takt zu Beginn des Marsches sichergestellt ist. Dann wird leicht und gefällig musiziert. Über den Holzbläsern perlt rhythmisch die Trompete. Richtig schön ist das Ganze und ansprechend gegliedert. Nach der Wiederholung des 1. und 2. Teiles endet das Stück. Über den Komponisten ist außer seinem Namen auf der Partitur von 1817 nichts bekannt geworden.

AM II/7 RUSSISCHER MARSCH
Der Titel besteht zu Recht. Flott ist das Stück, hübsch komponiert, klar aufgebaut und gut gespielt. Mit dem Trio, das natürlich einen Moll-Teil hat, endet der Marsch. Die zuweilen unnötige Wiederholung von vorn unterbleibt.

AM III/24 FESTMARSCH zum Maskenfest „Richard Lösenherz“ (1840)
von Ernst Frhr. von Danckelmann
Zu Veranstaltungen der damaligen Zeit (1840) gehörten neue Kompositionen, und zu einem auf „Richard Löwenherz“ ausgerichteten Maskenfest natürlich Anklänge an Grétry’s gleichnamige Oper. André Erneste Modeste Grétry (1741 – 1813) war ein populärer französischer Opernkomponist gewesen, dessen Werke noch immer in der Gunst des Publikums standen. Also schuf der (schon von der 1. CD bekannte) Premier-Leutnant Freiherr von Danckelmann, derzeit stationiert in Postdam als Adjutant der 1. Garde-Kavallerie-Brigade, solchen Marsch. Er war, wie alle Festmärsche, auch geeignet als Aufstellungs- und Parademarsch im Schritt für berittene Truppen. Und da es daran mangelte, wurde die Aufnahme in die Sammlung III verfügt. Noch heute ist dies der Typ eines Kavalleriemarsches. Freilich war der Komponist seit 18 Jahren Kavallerie-Offizier!

AM I/11 MARSCH
Dieser echte, ja typische Präsentiermarsch ist nicht russischen Ursprungs. Ich halte ihn für einen Marsch aus Mecklenburg, den schon 1805 das Leib-Grenadier-Regiment in Wismar blies, und der durch die enge Verwandtschaft des Mecklenburger Fürstengeschlechts mit dem Russischen Kaiserhaus zur Zeit der Befreiungskriege 1813/15 in St. Petersburg bekannt war, so dass Dörfeldt das gute Stück in seine Armeemarsch-Sammlung nahm. Und da das mecklenburgische Grenadier-Garde-Bataillon ab 1829 unseren späteren AM III/29 als „Mecklenburgischen Präsentiermarsch“ erhielt, ging das obige Stück an das II. Bataillon, das spätere Füsilier-Regiment Nr. 90, in Rostock, welches bis zuletzt, bis 1918, damit präsentierte.

AM I/15 RUSSISCHER MARSCH
Lassen Sie mich zu diesem Marsch sinniges sagen, weil er besonders typisch ist. Das langsame Tempo von 75 bis 80 Schritten in der Minute (Sammlung I) weist ins 18. Jahrhundert, das schon vorhandene Trio weist in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, da es vor 1750 keine Märsche mit Trio gibt. Die saubere Gliederung in einen ersten und zweiten Teil mit je 8 Takten, dem ein Trio mit abermals zwei Teilen zu je 8 Takten folgt, bezeugt die ausgereifte Form. Das Trio steht in gleicher Tonart wie der Anfang des Marsches, so dass die ventillosen, also noch auf Naturtöne beschränkten Trompeten mitblasen können. Und die schwungvoll vorwärts treibende Melodieführung ist beispielhaft für einen Angriffsmarsch, mit dem geschlossene Bataillons-Karrees gegen den Feind rückten. Kurz: Ein vorbildlicher Angriffsmarsch aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.

AM II/9 MARSCH von Francois Adrfen Boieldieu
Ein hübsches Stück! Spritzig, leichtfüßig wird melodienreich immer weiter musiziert. Hier ist ein Spitzbub mit Freude an der Musik am Werke. Der bekannte französische Opernkomponist (1775 – 1834) war – 28jährig – auf einer Konzertreise in St. Petersburg hängen geblieben, wo er bis 1810 als kaiserlich russischer Kapellmeister wirkte. Seinen Marsch griff Dörfeldt auf und reihte ihn als Nr. 17 in seine Armeemarsch-Sammlung.

AM I/17 MARSCH nach Motiven der Oper „Titus“
von Wolfgang Amadeus Mozart
Die Oper „La clemenza di Tito“ erschien 1791 in Prag, in Böhmen, wo Mozart (1756 – 1791) nach seinen Worten soviel Musikverständnis fand und sich wohlfühlte. Wenn diese Festoper (zur Krönung Leopolds II.) heute weitgehend unbekannt ist, damals waren ihre Melodien gängig, und man verarbeitete sie gern, wie alle volkstümlichen Themen großer Meister. Mit Mozart’schen Opern-Motiven haben wir den hier eingespielten, zweiteiligen Jägermarsch AM I/17 aus Titus, ferner haben wir den AM I/31 aus der Zauberflöte und schließlich den AM I/35 aus dem Figaro. Alle drei Armeemärsche stehen in der Sammlung I für langsamen Schritt; den Geschwindschritt gab es zu Mozarts Lebzeiten noch nicht.

AM II/12 MARSCH von Cattarino Cavos, arrang. von Anton Dörfeldt
An der Gestaltung dieses Geschwindmarsches waren zwei Meister tätig. Der Komponist Catteriono Cavos (1775 – 1840) war 23jährig aus Venedig nach St. Petersburg gekommen, wo er zum volkstümlichsten Tonschöpfer wurde. Er fand zur russischen Volksseele, sprühte unerschöpflich neue Melodien und beherrschte alsbald das dortige Musikleben. Er wurde Direktor aller kaiserlich-russischen Orchester und Mitbegründer der nationalen russischen Oper. Zu jeder Gelegenheit schrieb er neue Themen. Viele Märsche, auch dieser, sind von ihm. Dörfeldt bearbeitete das Stück für den Truppengebrauch und nahm es als II/22 in seine Sammlung.

AM I/18 MARSCH des Arhangelogorodski Infanterie Rgts.
Hier haben wir einen alten Gebrauchsmarsch, dazu ein echtes russisches Stück für den langsamen Schritt. Das im Militärbezirk Litauen stationierte Regiment spielte diesen Regimentsmarsch schon im 18. Jahrhundert. Die saubere, gefällige Form und das schöne Trio geben uns Einblick, was vor zweihundert Jahren russische Truppen zu Paraden bliesen.

AM II/25 LEIBMARSCH des Großherrn Mahmud II.
von Giuseppe Donizetti, arrang. von Wilhelm Wieprecht
Nicht der beliebte italienische Opernkomponist Gaetano Donizetti (Belisar, Die Regimentstochter) schrieb den Marsch, sondern sein jüngerer Bruder Giuseppe (1802 – 1856). Als österreichischer Militärkapellmeister 1825 in Italien war er vom Fach. 1831 ging er nach Konstantinopel, wo er als Hofkapellmeister und Organisator der türkischen Militärmusik wirkte. Dort entstand in den ersten Jahren sein Marsch. Wilhelm Wieprecht, zuständig für die Musik der Preußischen Garde, arrangierte das Stück, ehe es 1841 Armeemarsch wurde. Großherr Mahmud II. war 1808 bis 1839 Sultan der Osmanen und hatte 1835 auch den preußischen Capitän (den späteren Feldmarschall) Helmuth von Moltke als Instrukteur in seine Dienste geholt.